Fensterheberschalter
Optische und technische Aufarbeitung
 


Viele dürften sie stören: Die alten Fensterheberschalter, auf deren Oberseite sich die Lackierung im Laufe der Jahrzehnte teilweise oder komplett abgegriffen hat. NOS-Schalter sind schwer bis gar nicht zu bekommen und auch bei denen ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich abgreifen. Leider hat der Aufdruck auch keine Vertiefung im Plastik, so dass man ihn keinesfalls "nachweißen" kann, wie z.B. den Blinkerschalter. Aus diesem Grund wurde eine Methode gesucht, die Schalter neuwertig zu restaurieren, aber dauerhafter:

Die vorhandenen Schalter sind in der Regel ziemlich dreckig und verkratzt. Daher ist erst einmal eine Aufarbeitung notwendig.



Typischer SM-Fensterheberschalter


Zunächst reinigt man die Schalter sorgfältig mit einem milden Reinigungsmittel, wobei man darauf achten sollte, alle Ritzen und Spalte mit zu säubern. Danach widmet man sich dem Plastik. Mit Politurcreme für Acrylglas (findet man in jedem Baumarkt) poliert man die Schalter so lange, bis sie wieder in Hochglanz erscheinen. Das ist eine recht einfache Arbeit, die schnell von der Hand geht. Danach sollte man aber die weiße Poliercreme sorgfältig aus allen Ritzen bürsten.



Poliert schon deutlich schöner


Nach den ersten Arbeitsschritten sehen die Schalter aus wie oben. Das ist schon ganz befriedigend, doch fehlt der Aufdruck. Zwar kann man in der Regel die Konturen des Aufdrucks noch ganz fein in der Oberfläche erkennen, da sie aber nicht vertieft sind, kann man sie nicht per Hand nachzeichnen. Das würde nur krumm und unprofessionell aussehen. Was also tun?

Zunächst einmal besorgt man sich ein frontales Detailfoto von Schaltern, die noch ihren kompletten Aufdruck besitzen. Volker A. hat in diesem Fall freundlicherweise mit einem Foto ausgeholfen, vielen Dank und Gruß an dieser Stelle!



Originaler Aufdruck


Anhand dieses Fotos kann man mit Malprogrammen die Outlines des Aufdrucks nachzeichnen. Nach einiger Zeit des Fleißes erhält man die geometrischen Formen monochrom als Bitmap:



Wie bekommt man dieses Muster nun auf die Schalter? Man druckt ihn einfach, und zwar auf transparente Laserfolie aus Kunststoff!

Im ersten Schritt erstellt man mit CorelDraw einen Bogen mit Symbolen. Das Programm lässt sich sehr leicht bedienen und man kann den Aufdruck auch millimetergenau skalieren. Nach nur wenigen Minuten hat man den Bogen fertig und druckt ihn mit einem Laserdrucker auf die transparente Kopierfolie. Rund 40 mal passt das Symbol auf einen A4-Bogen.



Transparente Glanzfolie mit Schalteraufdruck


Nun nimmt man glänzenden Sprühlack in Weiß und sprüht einfach über den Aufdruck rüber, bis dieser kaum noch zu sehen ist. Man sprüht auf dieselbe(!!) Seite, auf die der Drucker gedruckt hat! Man erkennt sie daran, dass der Aufdruck dort nicht glänzt, sondern leicht matt ist.

Wichtig: Die erste Schicht dünn sprühen und trocknen lassen, bevor man eine zweite und dritte Schicht aufsprüht. Nicht zu dick sprühen!



Überlackierter Druck

 

Man lässt den Lack komplett trocknen, danach ist ein wenig Geschick gefragt: Ganz genau an dem weißen Rahmen entlang schneidet man das Symbol aus. Je perfekter man hier arbeitet, desto besser das Endergebnis:



Der neue / alte Aufdruck



Dann fehlt nur noch ein wenig feiner Sprühkleber (
Von UHU gibt es Sprühkleber mit extra feinem Nebel), den man dünn auf die weiße Rückseite aufsprüht und schließlich passt man das Symbol genau auf den Schalter und klebt es auf. Schon hat man ein sehr schönes Zwischenergebnis, das sich bereits sehen lassen kann.


 

Der nächste Schritt ist für Fanatiker und nicht zwingend notwendig: Da die Kopierfolie relativ dick ist, schleifen wir sie etwas dünner. Dazu kleben wir den Schalter mit Kreppband erst einmal ab:


Danach schleifen wir den Aufdruck mit feinem Schleifpapier (1000er) immer dünner, bis wir auch das Kreppband durchgeschliffen haben. Danach ist der Aufdruck erst einmal matt:



Nun machen wir das Kreppband ab, greifen zu einer guten Polierpaste und wienern sowohl Aufdruck als auch Schalter so lange, bis alles nur noch so funkelt. Mit einem Dremel und weichem Poliertuch geht es noch besser. Nun ist alles glänzend und für immer und ewig haltbar, da sich die gesamte Farbe unter der dünnen Kunststoffschicht befindet. Selbst eventuelle Kratzer können dem Aufdruck nichts mehr anhaben, man kann sie einfach auspolieren.




Fertig ist unser aufgearbeiteter Schalter, der sich niemals mehr abgreifen wird. Der Aufdruck glänzt genauso, wie das Schalterplastik. Besser als original…



Vorher...



...nachher

 

Und nun die restlichen Arbeiten…


Oft fehlt nicht nur der Aufdruck auf den Schaltern, sondern auch das Blech ist matt, verkratzt, verbeult etc.. Oder sie funktionieren evtl. auch nicht mehr richtig. Daher hier noch eine kleine Anleitung, wie man sie „rundum“ wieder fit bekommt:

Zunächst zu den Blechrähmchen: Sind sie verkratzt oder verbeult, lassen sie sich eigentlich nicht wieder 100%ig aufarbeiten. Es handelt sich nämlich leider nicht um Edelstahl, sondern um verchromtes Material. Schleifen und Polieren ist daher so nicht möglich. Ersatz muss also her. Das ist einfacher als gedacht. Der bekannte „eckige“ Schalter, der im CX Verwendung fand (und auch in vielen SM nachträglich oft mangels Original verbaut wurde), hat praktisch ein identisches Metallrähmchen. Da der Schalter anscheinend von allen französischen Automarken in den 70/80igern verbaut wurde (auch Renault, Peugeot) bekommt man die Ausführung heute noch bei diversen Ersatzteilversendern für kleines Geld. Die Schalter liegen neu bei nur ca. €10.- / Stück.



Bekommt man noch neu: Schalter mit Chromrahmen


Mit den passenden Ersatzrähmchen ausgestattet widmen wir uns den originalen SM Schaltern: Im ersten Schritt wollen wir sie öffnen, dazu muss der alte Metallrahmen runter. Zum Glück ist dieser nicht verklebt, sondern wird nur durch kleine Laschen gehalten, die um das Plastik gefalzt sind. Mit einem feinen Schraubenzieher lassen sich diese vorsichtig aufbiegen und abnehmen. Sind die Rähmchen evtl. noch in sehr gutem Zustand, kann man sie übrigens auch wieder verwenden. Dann braucht man natürlich auch keinen Ersatz.



Hat man den Rahmen ab, kommt ein zweiter Rahmen zum Vorschein, der den eigentlichen Deckel des Schalters darstellt. Auch er ist nicht verklebt, sondern an den Seiten leicht eingedrückt und so einfach auf das Plastik geklemmt. Diese Konstruktion ist nicht wirklich so stabil, einer meiner Schalter war z.B. schon leicht schief.



Wieder biegen wir den Rahmen an den entsprechenden Stellen mit einem feinen Schraubenzieher auf und nehmen ihn vorsichtig ab. Dabei muss man sehr behutsam vorgehen, denn nun verliert die ganze technische Konstruktion ihren Halt und die Innereien kommen uns entgegen. Man sollte penibel darauf achten, dass keines der Kleinteile verloren geht.



Das obige Bild zeigt alle Komponenten des Schalters: Zwei kleine Metallwippen, zwei auf einer Achse gelagerten Metallwalzen, der Kippschalter, ein Metallinlay und der eigentliche Korpus. Ein Blick ins Innere zeigt, warum die Schalter evtl. nicht mehr richtig funktionieren:



Im Laufe der letzten 40 Jahre haben sich hier Staub, Dreck und sonstige Ablagerungen gebildet, die den Kontakt stören könnten. Auch die Wippen sind durch viele tausende von Schaltvorgängen leicht „verrußt“.



Daher erfolgt im nächsten Schritt eine große Reinigungsaktion. Den Korpus bekommt man am besten mit leichtem Reinigungsmittel und einer Zahnbürste sauber. Nachdem man den größten Dreck weggebürstet hat, kann man evtl. noch mit einem spitzen Poliereinsatz für den Dremel die Kontaktplättchen säubern. Danach sieht das alles schon wieder vertrauenswürdiger aus. Nun kann man die Kontaktplättchen kontrollieren: Sollten sie sehr stark abgenutzt sein, ist der Schalter dennoch zu retten. Mit einem Lötkolben und etwas Geschick kann man bei Bedarf neue Kontaktplättchen auflöten.

Auch die kleinen Metallwippen sollte man gewissenhaft reinigen, vor allem die schmalen Kanten, denn hier werden die Kontakte geschlossen.

Nachdem man alle Teile gesäubert hat, kommt der schwierige Teil der Prozedur, der Zusammenbau. Eins vorweg: Dafür braucht man eine ruhige Hand! Zunächst stellt man den Schalter auf eine stabile Unterlage auf seine Kontakte und setzt mit einer Pinzette die kleinen Metallwippen wie folgt ein:



Nun folgt die kleine Achse mit den Plastkrädern. Hier gilt es aufzupassen, denn die Räder können seitlich von der Achse abrutschen. Auch muss man auf den Abstand der Räder achten: Sie müssen ca. 2mm Abstand haben und an den Rändern muss genug von der Achse herausragen. Hat man alles richtig mit Pinzette eingesetzt, sieht es von oben so aus:



Jetzt kommt der knifflige Teil: Die Plastikwippe muss nun so aufgesetzt werden, dass die Metallachse in den Führungskerben liegt. Das Problem bei der Sache ist, dass die Wippe nur mit ihrer Feder aufliegt und nicht verankert wird.



Die Wippe mit Feder sollte man auch auf Leichtgängigkeit überprüfen


Zusammengehalten wurde die ganze Konstruktion ja nur durch die aufgeklemmte Zierblende. Und keines der Teile ist einzeln verankert. Man muss also die Wippe vorsichtig aufsetzen (Wenn man sie aufdrückt und dabei vorsichtig betätigt, kann man die Funktion testen). Keine Sorge wenn es nicht beim ersten Mal klappt mit dem Zusammensetzen, nach ein paar Anläufen bekommt man das schon hin. Dann legt man das flache Metallinlay ebenfalls locker in Position:



Locker zusammengesetzte Konstruktion


Und nun muss man wieder geschickt sein: Im nächsten Arbeitsschritt gilt es, die Plastikwippe stabil in Position zu halten. Dafür nimmt man einen weichen Draht oder noch besser einen Kabelbinder, drückt die Wippe fest auf und zieht den Kabelbinder zusammen (bzw. verdrillt den Draht), so dass die Wippe heruntergedrückt und zentriert in Position gehalten wird. Das ist wichtig, damit wir in Ruhe weiterarbeiten können. Ganz wichtig ist es dabei, dass der Draht auch um das Metallinlay herum gewickelt wird!!



Statt den kleineren Metallrahmen wieder aufzuklemmen (das würde niemals perfekt halten), fixieren wir das Metallinlay mit einem guten, belastbaren Komponentenkleber, den man im Zweifelsfall aber auch wieder lösen kann. Ihn tragen wir mit einem kleinen Spachtel in die Eckfugen, die Metallplatte kann man dafür leicht anheben:



Nachdem man alle vier Ecken verfugt hat, drückt man das Metallinlay fest auf und lässt alles mindestens einen Tag trocknen.



Ist alles ausgehärtet, prüft man, ob das Metallinlay stabil in allen Ecken hält und löst vorsichtig den Draht / Kabelbinder. Wenn man alles richtig gemacht hat, kommt die Wippe nun nach oben, wird aber stabil in Position gehalten.



Hält und funktioniert nun ohne Rahmen und Kabelbinder


Am besten man prüft nun auch ihre Funktion (mechanisch einwandfreie Betätigung und elektrisches Schließen der Kontakte mit einem Stromprüfer). Wenn alles wie geplant funktioniert, setzt man die alten Metallblenden oder die neue Blende vom Ersatzschalter auf und biegt die Metallaschen auf der Unterseite mit einem kleinen Meißel zu, bis das Rähmchen stabil und rutschsicher aufliegt.



Fertig ist der überholte Schalter. Er sieht nun nicht nur optisch aus wie neu, sondern wird bei gewissenhafter Reinigung / Reparatur mindestens wieder 40 Jahre halten, bis man die ganze Prozedur wiederholen muss.


 



Abschließend noch die Druckvorlagen zum Download:

--> Hier <--

 

Ekkehart Schmitt