Bord - Uhr
Umbau auf zuverlässiges Quarz-Werk

 


Eines der optischen High-Lights des Innenraumes ist die ovale Borduhr, die so in den vorderen Armaturen positioniert ist, dass sie von jedem Mitfahrer gleichermaßen gut gesehen wird. Vor allem bei Nachtfahrten ist sie ein mysteriös leuchtender Blickfang (in grün oder blau, je nach Lichtquelle).


Wer genau hinsieht, bemerkt neben der renommierten Marke „Jaeger“ auch den Hinweis auf die verwendete Technik dieser Elektrouhr: Transistor. Es handelt sich hierbei um eine Art Hybriduhr, in der klassisch, wie bei einer vollmechanischen Uhr, eine Unruh für den nötigen Takt sorgt. Statt von einer aufgezogenen Feder erhält diese aber ihre Energie von transistorgesteuerten Magnetimpulsen.



Unruh und Elektromagnet


Normalerweise kann eine solche Uhr sehr robust sein, doch leider hat Jaeger sich im Falle der SM Uhr trotz ihrer „4 Rubine“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Teilweise schlechte Lager, minderwertige Magneten und eine nicht ausreichende (automotive) Belastbarkeit sorgen dafür, dass sie garantiert(!) früher oder später den Geist aufgeben wird und nur durch eine professionelle Reanimation wieder die Arbeit aufnehmen kann. Er wird also ausnahmslos jeden SM-Fahrer ereilen: Der Tag, an dem er sich voller Vorfreude auf die bevorstehende Fahrt in den SM setzt und dann mit Entsetzen feststellen muss, dass die Uhr auch nach mehrmaligem „Anklopfen“ dauerhaft in den Streik getreten ist – französisch halt!

Gerade weil die Uhr aber so einen auffälligen Blickfang im Auto darstellt und die dadurch zwangsläufigen Fragen nach dem kaputten Zeitmesser seitens unbedarfter Mitfahrer den Ärger über das ungehorsame Stück Franzosen-Mechanik immer wieder ins Gedächtnis rufen, muss Abhilfe geschaffen werden. Wer dem originalen Laufwerk die Treue halten will, dem bieten sich drei Möglichkeiten der Reparatur an:

  • Der Gang zu einem kompetenten Uhrmacher
  • Der Kaja-Tachodienst in Neunkirchen: www.ka-ja-tacho.de
  • Direkter Tausch gegen überholtes Laufwerk beim französischen Club


Die Kosten belaufen sich je nach Variante und Defekt auf €50.- bis €150.-, was bei den Ausgaben-gewohnten SM Fahrer sicherlich keinen Schock hervorrufen wird. Ärgerlicher sind da viel mehr die Wartezeiten, in denen man ohne Uhr herumfahren muss, wenn man nicht bereits eine neue oder schon überholte in weiser Voraussicht zur Seite gelegt hat. Noch störender ist aber die Tatsache, dass aufgrund der schlechten Qualität dieses Uhrwerks es sich immer nur um eine Reparatur auf Zeit handeln kann. Durch die statistisch-investigative Arbeit der HIN-Instution dieses Forums wissen wir, dass es im Schnitt alle 8 Jahre zum Störfall kommt. Das heißt, dass man in seiner gemeinsamen Lebenszeit mit dem SM diese ganze Prozedur ca. 5 Mal (!!) durchführen muss, bis nach dem eigenen Ableben der Erbe früher oder später die Tradition der Uhrreparatur fortführen wird.

Sicherlich ist die Erhaltung der Uhr im Sinne der Originalität ein löbliches Engagement und es soll an dieser Stelle auch nicht davon abgeraten werden. Doch es ist niemals ein Fehler, technische Alternativen aufzuzeigen, denn seien wir ehrlich: Um einen SM nach 40 Jahren immer noch zuverlässig über unsere Straßen führen zu können, muss man stets zwischen Originalität oder technischer Verbesserung abwägen, seien es die Zündung, Klimaanlage, Motorentechnik, usw.... wieso dann unbedingt bei einem der schlechtest-konstruierten Organe des ganzen Autos auf Originalität beharren, das eh unsichtbar in einem Metallgehäuse versteckt ist?


Eine zuverlässige Alternative bietet die „Bonner Runde“ in dieser Anleitung nun mit dem Umbau des Transistor-Laufwerks auf eine moderne Quarz-Variante: Quarz Uhren genießen eine wesentlich höhere Zuverlässigkeit, da sie keine ausbalancierte Feinmechanik brauchen, wartungsfrei sind, genauer die Zeit messen und folgerichtig 40 Jahre und mehr ohne die geringsten Probleme zuverlässig ihre Arbeit verrichten können. Mit anderen Worten: Alternativ zu 5 Reparaturen des Originallaufwerks kann man auch einmal auf ein solches Quarz-Laufwerk umrüsten und den nächsten 40 Jahren SM-Fahrt entspannt entgegen sehen, wohlwissentlich, dass das Risiko des Uhren-Ausfalls ab sofort gegen Null tendiert.

 


1. Der Organspender

Auf der Suche nach der perfekten Quarz-Spender-Uhr hatte sich Professor SM umgesehen und stieß dabei auf ein Kienzle Quarzwerk, das die Borduhr eines Renault R19 betreibt:



Die Uhr ist neu nicht mehr zu erwerben, aufgrund der hohen Stückzahl des Automobils findet man sie aber relativ einfach und für einen kleinen Preis um €20.- auf dem Gebrauchtmarkt. Die Häufigkeit ist auch auf ihre Zuverlässigkeit zurück zuführen, die die des dazugehörigen Autos bei Weitem überdauert.



Im direkten Vergleich zur originalen SM-Uhr zeigt sich, dass die Kienzle-Uhr in ihren Abmessungen, mit dem ovalen Ziffernblatt und den schmalen, orangefarbenen Zeigern eine sehr gute Ausgangsbasis für einen Wechsel darstellt. Also, auf geht’s…

 

In diesem Special zeigen wir zwei Umbauvarianten basierend auf diesem Laufwerk auf:


"Standard":
Schwierigkeitsgrad "leicht bis mittel", Umfräsen des Gehäuses nicht notwendig. Sekundenzeiger bleibt inkl. Achsabdeckung 100% erhalten. Nur minimale optische Abweichungen zum Orginal.

"Premium": Schwierigkeitsgrad "mittel". Alle Zeiger original + Anschlüsse auf der Rückseite original. Kein Unterschied zum Original erkennbar, außer der Zeigerbewegung im quarz-typischen Sekundentakt.


Der „Standard“-Umbau ist leichter durchzuführen und bei Bedarf auch wieder rückbaubar. Der „Premium“-Umbau erfordert mehr Geschick und erfolgt auch unter Verwendung und Modifikation von Teilen der Originaluhr, so dass man diese Variante nur wählen sollte, wenn man die Uhr nicht mehr zurückbauen will, oder ein zweites, originales Laufwerk im Ersatzteilfundus sein Eigen nennt.

 


2. Zerlegen der Orginal-Uhr

Die originale SM-Uhr sieht ausgebaut nicht nur aus wie eine Konservenbüchse, sie lässt sich auch so ähnlich öffnen: Deckel runter!



Der Deckel ist hierbei das Plexiglas, das in 6 Metallaschen gefasst ist. Zum Öffnen muss man vorsichtig diese Laschen mit einem dünnen Schraubenzieher oder einer Zange aufbiegen, ohne das Plastik zu zerkratzen. Nach dieser etwas aufwändigen Arbeit wendet man sich der Rückseite zu:



Zu lösen sind die beiden mit Pfeil markierten Schrauben, danach kann man die gesamte Uhr samt Ziffernblatt nach vorne aus der Metalldose drücken (am besten hinten auf die Plus-Stromlasche drücken). Neben dem Gehäuse gilt es nun, die anderen Teile, die man für den weiteren Umbau benötigt, auszubauen: Ziffernblätter und Zeiger. Letztere zieht man vorsichtig(!!) einfach von der Achse ab.

Das Ziffernblatt ist mit zwei Miniaturschrauben gesichert, für die man einen besonders feinen Schlitzschraubenzieher benötigt. Aufpassen: Diese Schrauben verliert man leicht, sie werden aber noch benötigt. Nach dem Lösen lassen sich alle Teile schichtenweise abnehmen.



Übrig bleibt das nackte Orginaluhrwerk, für den „Standard“-Umbau wird es nicht weiter benötigt und kann eingelagert werden. Sämtliche Schrauben und Kleinteile sollte man ebenfalls sorgfältig zur Seite legen, einen Teil von ihnen braucht man beim Zusammenbau wieder!

 


3. Demontage der Spenderuhr

Im Folgenden widmen wir uns der Spenderuhr: Zunächst nehmen wir ihren rechteckigen Kunststoffrahmen ab, er ist nur geclipst:



Dieser Schritt war einfacher, als bei der Originaluhr, das Lösen des Laufwerks aus dem Gehäuse ist dafür schwerer. Hierfür müssen auf der Rückseite mit einem Lötkolben zwei Metalllaschen von der Platine gelöst werden.



Das Ablöten ist einfacher als es klingt, danach kann das Uhrwerk leicht aus dem Plastikgehäuse gezogen werden.



Nun zieht man auch hier vorsichtig(!) Die Zeiger von der Achse und löst das eingeklemmte Ziffernblatt aus dem Werk:



Aufpassen muss man auf die Einstellachse mit ihrer kleinen Feder und auf die Aufsteckhülse, alles wird noch gebraucht.



Im Bild oben sieht man das Quarz-Laufwerk, das in unserem SM zuverlässige Dienste verrichten soll. Von den Maßen her passt es nahezu perfekt, wie der Vergleich zeigt:


 

 

4. Anpassungen des Quarz-Werkes

Bevor wir das Quarzwerk verwenden können, müssen noch ein paar Anpassungen vorgenommen werden: Zunächst fällt die störend hervorstehende Kante auf, in der das Ziffernblatt eingeklemmt war:



Da wir das originale Ziffernblatt flach an das Plexiglas schrauben wollen, muss diese Kante abgeschliffen werden. Hierfür eignet sich ein Dremel mit Schleifstein besonders gut:



Wenige Minuten später ist die störende Kante abgeschliffen und die Plexifront absolut plan und für das Aufschrauben des Plexiglases vorbereitet.



Das ovale Plexiglas der Originaluhr passt auch schon hervorragend, die schwarze Metallunterlage allerdings noch nicht, weil ihr zentriertes Loch zu klein für die neue Zeigerachse ist:



Wieder greifen wir zum Dremel in Verbindung mit einem kleinen runden Schleifstein und vergrößern vorsichtig das zentrale Loch.



Ist das Loch groß genug, passt es perfekt über die neue Achse, an zwei unteren Ecken des viereckigen Plexiglases stößt es aber an, weshalb wir diese mit einer scharfen Kneifzange vorsichtig abknipsen müssen:



Nach dieser Arbeit können wir schließlich das schwarze Ovalblech und das Plexi-Ziffernblatt ordnungsgemäß auflegen und ausrichten.



Das Ziffernblatt verwenden wir nun als Bohrschablone und bohren mit Hilfe des Dremels und eines kleinen Bohreinsatzes zwei winzig kleine Löcher in die Plexifront des neuen Uhrwerkes. Diese müssen so klein sein, dass man die originalen Halteschrauben vorsichtig hinein drehen kann. Nun drehen wir das Laufwerk auf seine Platinen-Rückseite und dremeln mit einem Schleifstein die überstehenden Plastik-Clipse soweit ab, bis sie auf einer Höhe mit den Schraubenfassungen liegen und nicht mehr überstehen:



Danach schrauben wir die Ziffernblätter vorsichtig fest und unser Austauschmodul ist soweit fertig konstruiert. Dabei darf man nicht vergessen, die kleine Justageachse mitsamt Feder vorher einzufügen, denn schließlich will man die Uhr letztendlich auch stellen können.



Die grundlegenden Vorarbeiten am Quarzwerk sind nun abgeschlossen, jetzt greifen wir zur originalen Uhrendose und entfernen die Gummieinlage.



Da die Schraubenlöcher der Dose nicht mit den Gewinden des neuen Uhrwerks übereinstimmen, müssen wir ein neues Loch an der richtigen Stelle bohren. Um die richtige Stelle zu finden, tragen wir mit einem Lackstift etwas Farbe auf die Gewindehülsen des Uhrwerks und setzen dieses richtig in die Dose ein. Dies markiert die möglichen Bohrstellen auf dem Blech:



Als Befestigungspunkt wählen wir die obere Markierung, weil sie nicht in unmittelbarer Nähe zu anderen Löchern und zentriert positioniert ist. Mit dem Dremel und Bohreinsatz bohren wir ein kleines Schraubenloch in die Rückwand.

Nun sind alle notwendigen Anpassungen vorgenommen und der Zusammenbau und die Verkabelung kann beginnen. Für die „Standard“ und die „Premium“ Varianten geht es dabei unterschiedlich weiter:

 

 

5a Zusammenbau „Standard“-Version

Wir beginnen mit der Elektrik: An die entsprechenden Pole der Steuerplatine löten wir jeweils ein paar Zentimeter Kabel:



Das Bild oben zeigt die Polung: Rot = Plus, Blau = Minus. Nachdem wir die Kabel an den entsprechenden Stellen angelötet haben, setzen wir das neue Uhrwerk mitsamt dem verschraubten Ziffernblatt ein und verschrauben es durch die Rückwand. Die Kabel führen wir durch die Löcher nach hinten heraus:



Das schwarze Minuskabel löten wir direkt and die Metalllasche der Gehäuserückseite neben dem Stift (blauer Pfeil), an das rote Pluskabel crimpen wir eine Metall-Lasche. Damit ist der Elektrikteil abgeschlossen und wir wenden uns den Zeigern zu. In Farbe und Form sind die Zeiger der Austauschuhr sehr ähnlich und können direkt eingebaut werden. Wer es ganz perfekt haben will, lackiert die Zeiger vorher noch mit dem Farbton „Pastellorange matt“ (Kunststoffgrundierung vorher nicht vergessen!), so dass sie farblich vom original nicht mehr zu unterscheiden sind.



Im Bild oben sehen wir den originalen Zeiger (1), den Ersatzzeiger von der Quarz-Uhr (2) und den fertig lackierten Austauschzeiger (3). Wir schieben den Stunden- und danach den Minutenzeiger so auf ihre Achsen, dass sie auf 12Uhr zeigen.



Besonders erfreulich ist, dass die Achse des Sekundezeigers so dünn ist, dass wir den originalen Zeiger weiterverwenden können. Auch ihn stecken wir vorsichtig auf und anschließend setzen wir wieder die ovale Metallblende ein, die wir in der Regel noch einmal in Schwarz-matt neu lackieren müssen, da beim Ausbau oft die Farbe an den Rändern abplatzt. Nun setzen wir die vordere Plexiglasscheibe ein (bei Bedarf vorher mit Acrylpolitur von Kratzern entfernen). Bitte nicht vergessen, die Führungshülse auf die Einstellachse zu stecken! Abschließend biegen wir die sechs Metallaschen der Dose wieder zu und fertig ist die Uhr:



Wir man dem Bild entnehmen kann, sind die Zeiger vom Original praktisch nicht zu unterscheiden, zumal der Sekundenzeiger mitsamt Achsabdeckung original bleibt. Lediglich der Einstellregler rechts unten hat nicht mehr den breiten Knopf, ist dafür aber in der Bedienung leichter als das Original. Jetzt verbleibt nur noch der Einbau ins Armaturenbrett und man hat endlich Ruhe…

 

 

5b „Premium“-Version

Wem die Standard-Version trotz der optischen Nähe zum Original noch nicht perfekt genug ist, der nimmt etwas mehr Mühen für die Premium-Version auf sich. Diese erhält alle Zeiger sowie die Einstellachse im Original. Ferner bleiben auch die rückseitigen Verschraubungen und Anschlüsse original, so dass man weder von vorne noch von hinten Unterschiede zum Original erkennen kann. Der Aufwand hierfür ist allerdings höher und man muss etwas Geschick mitbringen, außerdem muss man einige Teile vom originalen Uhrwerk modifizieren und recyclen….

Zunächst bauen wir die Teile vom Originallaufwerk ab, die wir in der neuen Uhr wieder verwenden wollen. Als erstes wäre da die gewinkelte Lasche für die Stromzufuhr:



Mit einem Lötkolben entfernen wir das Lötauge und ziehen dabei die Lasche vom Uhrengehäuse. Mit dabei ist auch die kleine Isolationsplatine, die wir ebenfalls sehr gut gebrauchen können.



Mit gutem(!) Komponenten-Epoxydharzkleber verkleben wir die Lasche mit der Isolation, denn ein Schutz vor Kurzschlüssen ist wichtig!



Als nächstes benötigen wir die kleinen Gewindezylinder des originalen Laufwerks:



Sie sind einfach in die Rückwand genietet und können mit einem Dremel an entsprechender Stelle gelöst werden.



Nachdem wir beide Gewindezylinder ausgebaut haben, spannen wir sie in einen Schraubstock und feilen sie auf ca. 2mm Stärke herunter. Da das Messing sehr weich ist, geht das in wenigen Minuten.



Auch sie isolieren wir mit zwei kleinen und möglichst dünnen Unterlegscheiben, die wir mit dem Komponentenkleber fest verkleben. Vorher sollte man möglichst die originalen Schrauben reindrehen, damit der Kleber nicht das Gewinde zusetzt:



Nach diesen Vorbereitungen gilt es, alle diese Teile in richtiger Position auf der Platine des Quarzlaufwerkes zu montieren. Dazu setzen wir das Laufwerk mitsamt den Ziffernblättern in das Gehäuse ein und markieren mit einem dünnen schwarzen Marker den Schlitz der Pluspol-Lasche und die Schraubenlöcher:



Wir nehmen das Laufwerk wieder auf das Gehäuse und kleben alle Teile millimetergenau so mit dem Epoxydkleber auf die Platine, dass sie mit den schwarzen Markierungen übereinstimmen. Die Positionen kann man auch dem folgenden Foto entnehmen:



Wir lassen den Kleber komplett aushärten und widmen uns der Elektrik. Wie in dem folgenden Foto zu erkennen, verlöten wir die Lasche mit dem Pluspol, das rechte Gewinde mit dem Minuspol der Platine, das war es auch schon.



Mit dieser Verkabelung bezieht das Quarzwerk seinen Strom und Masse durch dieselben Außenkontakte, wie das originale Uhrwerk. Als nächstes nehmen wir die Gummiisolation der Metalldose und flachen mit einer scharfen Schere die der Platine zugewandte Seite ab. Zusätzlich entfernen wir den geschwungenen Gummiarm oben.



Durch Aufschieben auf die Platine überprüfen wir noch einmal die Anordnung unserer Anschlüsse und Gewinde.



Passt alles, klemmen wir das Gummi wieder in die Metalldose ein, es ist darauf zu achten, dass die Gummi-Ösen komplett durch die Löcher gesteckt werden, bis sie „einrasten“. Nun kommen wir zu einem weiteren Detail, das wir an der Uhr „originalisieren“ wollen, den Justageregler für die Uhrzeit:



Die Achse der Quarzuhr ist aus Plastik und ohne die zugehörige Aufsteckkappe zu wackelig, als dass wir den originalen Plastikknopf aufsetzen könnten. Also müssen wir etwas mit Originalteilen basteln. Wir bauen die Metallachse des Originalwerks aus, indem wir sie aus dem Laufwerk ziehen:



Nachdem wir Achse ausgebaut haben, kürzen wir sie auf der Laufwerkseite soweit, dass die gekürzte Metallachse ungefähr 4mm länger ist, als der Plastik-Justageregler der Quarzuhr. Nun spitzen wir das gekürzte Ende mit dem Dremel etwas an. Im folgenden Schritt schneiden wir die Achsen der Plastikachse ab, bis nur noch das kleine Plastikritzel übrig bleibt:



In die Mitte bohren wir ein kleines Loch (kleiner als die Metallachse), erwärmen das Ritzel leicht und schieben es auf die Metallachse, um ca. 7mm. Abgekühlt sollte das Ritzel so stramm auf der Achse sitzen, dass es nicht durchdreht. Wir machen einen Funktionstest im Quarzwerk und haben damit diesen Arbeitsabschnitt beendet. Nun passt endlich der original Einstellknopf auf die Achse.



Jetzt kann es (endlich) an den finalen Zusammenbau gehen: Wir schrauben die Ziffernblätter an das Quarzwerk (aufpassen, dass kein Staub dazwischen kommt!!) und setzen die kleinen Plastikpuffer, die wir hoffentlich beim Zerlegen nicht verloren haben, auf die Kanten des ovalen Blechs.



Mit diesen Puffern lässt sich das Uhrwerk nur sehr stramm in die Dose schieben, was die Stabilität erhöht. Hat man alles richtig gemacht, sind alle Gewinde auf der Rückseite nun genau an den richtigen Stellern, deckungsgleich mit den Löchern im Gehäuse.



Sieht es so wie auf dem Foto aus, können wir wieder die Messinghülsen in die Gummilöcher stecken und die Schrauben eindrehen. Danach wirkt die Uhr nahezu unangetastet, nichts an den Anschlüssen oder Originalschrauben wurde verändert:



Von vorne nimmt das Ganze nun auch langsam Gestalt an, doch es fehlt noch das Wichtigste: Die Originalzeiger! Hier beginnt schließlich auch der filigranste Abschnitt der Arbeiten: Betrachtet man die ausgebauten Originalzeiger, so sieht man die eingenieteten Metallachsen in dem dünnen, orange lackierten Blech. Es gilt diese auszubauen, indem man wieder einmal mit dem Dremel die flache Seite der Niete abschleift, bis sie sich ohne großen Kraftaufwand aus dem Zeiger lösen lässt.



Ein Problem ist gelöst, das nächste steht vor der Tür: Die Löcher in den Zeigern sind zu klein, um auf die Achsen des Quarzwerkes zu passen. Also muss man die Achslöcher der Stunden- und Minutenzeiger mit dem Dremel und einem kleinen Schleifeinsatz ganz vorsichtig vergrößern, bis sie im Innendurchmesser den Quarz-Zeigern entsprechen. Von letzteren kneifen wir die Zeiger ab, so dass nur noch die Plastikringe übrig bleiben:



Anschließend klebt man die Zeiger vorsichtig und deckungsgleich mit hochwertigem Komponentenkleber auf die Ringe. Da sie durch die ganze Schleif- und Klebeprozedur gelitten haben und in der Regel eh im Laufe der Jahrzehnte farblich verschossen sind, ist es Zeit für eine kleine Auffrischung. Im Baumarkt besorgt man sich den Farbton „Pastell-Orange matt“, was haargenau der Originalfarbe entspricht, und lackiert die Zeiger neu:



Nachdem die Farbe ausgehärtet ist können die Zeiger eingesetzt werden, und zwar so, dass alle auf 12Uhr zeigen. Nach einem Funktionstest erfolgt der finale Zusammenbau, wie im Kapitel 5a. Und voilà, fertig ist die „Premium“-Edition.



Durch die originalen Zeiger und den originalen Einstellknopf ist kein Unterschied zum Original zu erkennen. Auch auf der Rückseite gibt es keine groben Modifikationen, so dass alle Anschlüsse und Verschraubungen erhalten bleiben.



Danke und Gruß an Marcus und Dirk (alias Professor SM) für den informativen Uhren-Workshop, der als Grundlage zu diesem ausführlichen Wiki-Artikel diente.

 

Auf dass das Quarzwerk ewig halte!!

 


Ekkehart Schmitt